Afro Coffee - alles begann mit der Ziege

Ziege .jpg

Beim Landeanflug auf Addis Abeba überkam mich ein energetisierender Schauer, als ich aus der Luft die saftig grüne, hügelige Landschaft Äthiopiens wahrnahm. Ich freute mich darauf, die Kaffeebauern, die uns diesen Rohdiamanten lieferten, wieder zu treffen, die roten Früchte zu berühren, zu schmecken, zu riechen. Afrika hat mein Herz während der vielen Reisen auf vielerlei Weise erobert, weshalb ich mich bereits beim ersten Atemzug der angenehmen Brise wieder wie Zuhause fühlte. Angekommen. Auf der Stelle entschleunigt. Durch die langjährige Arbeit mit Kaffee wusste ich natürlich viel über das Land, aber die Energie, die es ausstrahlt, zu spüren und aufzusaugen ist einfach etwas Anderes.

Äthiopien kurz gefasst: das sind 13 Monate herrlich konstantes Klima, ein aufmerksamer Ziegenbauer, Kaffeezeremonien zur Streitschlichtung, Armut statt Elend, biologische kleinstrukturierte Gartenplantagen, Nachhaltigkeit durch Rückständigkeit, Gastfreundschaft, das Superfood Teff, fleißige Menschen, Frauen in Ministerposten, Kinderhochzeiten und der Ursprung des Kaffees. Vielfältig und kontrovers zugleich.

Zeremonie.jpg

Im ersten Anbaugebiet angekommen, fiel mir sofort der Stolz und die unglaubliche Herzensgüte der Bewohner auf. Ich musste innerlich schmunzeln, als die Frauen das Ruder selbstbewusst übernahmen und tonangebend waren. Kaffeezeremonie ist Sache der Frau. Das Ziel der Zeremonie ist es, die Familie oder Freunde an einem Tisch zu versammeln, um sich zu unterhalten und die Beziehungen zu pflegen. Die Kaffeezeremonie wird durch die älteste Frau des Hauses durchgeführt.

Außerdem staunte ich nicht schlecht, über die von Hand gefertigten Businessmodelle und Grafiken der durchtrainierten, durchwegs hochgewachsenen äthiopischen Männer. Businesspläne für die nächsten 5 Jahre hingen ordentlich platziert in deren Büros. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Die Ausgaben des Geldes der Fairtrade Kaffeekooperative wurde akribisch geplant.

Fairtrade ist weitaus mehr als ein Gütesiegel. Es gibt den Kleinbauern eine Struktur, ein Auffangnetz, eine Gemeinschaft. Unabhängig von Schwankungen an der Börse erhalten die Farmer einen Mindestpreis für deren Rohstoff, um nachhaltig und kostendeckend zu produzieren. Zusätzlich zum Mindestpreis gibt es eine Prämie für jede Gemeinschaft. Die Produzenten entscheiden gemeinsam, wie das Geld investiert wird. Einige Gemeinschaften haben in Brunnen investiert, Andere in Schulen. Somit können nach und nach Dörfer zukunftsorientiert mitgestaltet werden, was wiederum Hoffnung schenkt. Verbot von Kinderarbeit, Förderung von biologischer Landwirtschaft, Schulungen der Landwirte, um beste Qualität zu erzielen, gerechte Entlohnung und Arbeitsbedingungen bilden die Basis. Eine Basis, die das Leben menschenwürdig macht.

Am Abend wurden wir von einem der Biobauern zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. Injera, das äthiopische Sauerteig Fladenbrot wird beinahe zu jedem Gericht gereicht. So auch an diesem Abend. Man isst es mit der rechten Hand, wobei Injera meist Teller, Besteck und Beilage zugleich ist. Der Kaffebauer und Gastgeber Ermias und seine Frau Ayana reichten herrlich duftenden Rindereintopf mit Blattspinat und einer Art Kohl. Es war ein wundervoller, sehr berührender Abend im Kreise dieser Familie, an dem uns Ermias die Geschichte von der Entdeckung der Kaffeebohne erzählte. Der Legende nach, soll ein Ziegenhirte bei seinen Ziegen nach dem Verzehr von Kaffeekirschen, ein lebhaftes Verhalten festgestellt haben. Der Hirte brachte die roten Kaffeekirschen in ein Kloster und erzählte den Mönchen von seiner Beobachtung. Neugierig probierten die Mönche selbst die Kirschen und stellten fest, wie sie selbst konzentrierter und wachsamer waren.  Es wird angenommen, dass bereits 800 nach Christus Kaffeekirschen von wilden Kaffeebäumen verwendet wurden.

Was mir fachlich wirklich die Augen geöffnet hat, war die Tatsache, dass die Farmer aufgrund von Armut zu 100% biologische und nachhaltige Landwirtschaft betreiben. Es gibt weder Chemikalien, noch wird künstliches Düngemittel eingesetzt. Als natürlicher Dünger gilt die Kaffeefrucht selbst, nämlich das saftig rote Fruchtfleisch, das bei der Ernte entfernt wird. Daraus wird eine Maische hergestellt, wodurch sich der Kreislauf schließt. Jeder Bio-Bauer besitzt durchschnittlich 10 Kaffeepflanzen, die im eigenen Garten wachsen und gedeihen. Als natürlicher Schattenspender gelten meist Avocado- oder Mangobäume. Wasser benötigt die Pflanze nur in geringen Mengen. Bekanntlich ist Geduld eine Tugend und wird im Anbau eingefordert, denn die erste Ernte einer Arabica Bohne gibt es erst nach 4-5 Jahren.

Äthiopien hat mein Herz zum Strahlen gebracht und mir erneut aufgezeigt, wieso ich den Kontinent, seine Natur und deren Bewohner so sehr schätze. Der Duft der frisch gemahlenen Biobohne wird mir wohl ewig in schöner Erinnerung bleiben und ich bin mehr als stolz darauf, diesem hochwertigen Rohstoff durch unsere Marke Leben einhauchen zu dürfen und dieses positive Lebensgefühl nach Europa zu bringen.

Nathalie ist Geschäftsführerin der jungen und aufstrebenden Marke AFRO Coffee.

Coffeebad.jpg

Rezept Kaffeesatz - clever verwerten

Meistens landet der klebrige, schwarze Satz im Mülleimer. Völlig zu unrecht, wie ich finde. Da der feuchte Satz schnell zu schimmeln droht, auf einem Backblech oder einem flachen Teller verteilen und an der Luft trocknen lassen.

  • Pflanzendünger: Kalium, Phosphor und Stickstoff sind für Pflanzen lebenswichtige Substanzen. Die meisten Pflanzen bevorzugen einen leicht sauren Boden und lieben daher stickstoffreiche Standorte. Mit ein wenig Kaffeesatz kann man kostenlos und im Handumdrehen seinen Pflanzen einen großen Gefallen tun. Einfach auf die Erde aufbringen und leicht einarbeiten oder einharken – fertig.

  • Umleitung für Schnecken und Ameisen: da die Kriechtiere den Geruch nicht mögen, bleiben sie auf Abstand

  • Massageöl: 2 EL Kaffeesatz mit 5 EL Kokosöl (kühlend), Sesamöl (erhitzend)oder Olivenöl (neutral) vermischen. Vor der Massage auf Körpertemperatur erwärmen, damit es gut in die Poren eindringen kann. Unter der Dusche abspülen. Das Massageöl kann auch als Peeling direkt unter der Dusche als Duschgelersatz verwendet werden. Dafür mit kreisenden Bewegungen einmassieren, 5 Minuten einwirken lassen und im Idealfall mit kaltem Wasser abspülen. Die Haut wird gestrafft, die Durchblutung wird angeregt.