Was Elefanten mit unserem Konsum zu tun haben

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Vierunddreißig Jahre und sieben Monate alt habe ich werden müssen, um endlich den langersehnten Weg auf den schwarzen Kontinent zu bestreiten.

Afrika ist ein Kontinent, in der die Natur ihrer Fantasie wahrlich freien Lauf gelassen hat. So beeindruckend und magisch, das der Mensch nur noch staunen kann. Ich bin gebrandmarkt, im wahrsten Sinne des Wortes. Seit meiner Geburt trage ich den afrikanischen Kontinent in Form eines Leberfleckes direkt über meinem Bauchnabel. Durch diese visuelle Wahrnehmung - jedes Mal wenn ich an mir herabseh´ - kann ich die Verbindung zu diesem fernen Ort schon lange spüren.

Im ältesteten Game Reserve Afrikas, dem Hluhluwe National Park, konnte ich die geballte Urkraft der Natur zum ersten Mal in vollem Ausmaß wahrnehmen. Umzingelt von einer Elefantenherde, am Flussufer des White Umfolozi River, dürchströmte mich ein sehr reines Gefühl. Ehrfurcht. Ehrfurcht und Angst. Die beeindruckenden Dickhäuter machten mir binnen eines kurzen Momentes klar, wie klein wir Menschen ohne eine intakte Natur sind. Und wie ohnmächtig.

Der Herdenälteste lief zielstrebig auf uns zu. Mein Atem stockte. In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, wie paradox das menschliche Verhalten ist. Mit voller Kraft voraus in eine ungewisse Zukunft. Unsere eigenen vier Wände verteidigen wir mit Waffen - die Natur treten wir mit Füßen. Sogar unseren eigenen Körper, dessen Herz tagtäglich über 100.000 mal für uns schlägt, zwingen wir in die Knie. Wenn wir mehr Ehrfurcht vor der Natur hätten, würden wir auch maßvoller sein in unsererm Konsum und erkennen, dass wir Alle miteinander verbunden sind.

Wenn ich meine Gäste beim Essen beobachte, fällt auf, dass der Fokus auf Allem Anderen liegt, nur nicht am Essen. Die Schlagzeilen der Tageszeitung, die neuesten Instagram-Stories, Aktienkurse, Sudoku, E-Mails aus dem Büro, das Gegenüber, die Kellnerin. So ist es nicht verwunderlich, dass das Stück Fleisch auf dem Teller nicht mehr Emotionen erzeugt, als der Pfurz eines Nashorns am anderen Ende der Welt.

Derjenige, der die Erde erschaffen hat, hat uns ein Paradies hinterlassen. Ein Paradies, in dem Alles seine Richtigkeit hat. Wir sollten lediglich dafür sorgen, dass wir dies erkennen.